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Franz Ruppert bezeichnet die von ihm entwickelte Form der Aufstellungen als "Traumaaufstellungen". Traumaaufstellungen unterstützen die Integration abgespaltener psychischer Anteile und die Lösung aus symbiotisch verstrickten Beziehungen.

Die spezielle Form der Aufstellung, welche besonders hilfreich ist, um Retraumatisierungen zu vermeiden, nennt er "Aufstellen des Anliegens".

Ein Anliegen ist das, womit sich jemand im Moment auseinandersetzen möchte, um in seiner/ihrer persönlichen Entwicklung einen Schritt nach vorne zu machen. Zudem ist das „Aufstellen des Anliegens“ besonders dafür geeignet, symbiotische Verstrickungen als Folge eines Bindungs- Symbiosetraumas sichtbar zu machen.

Bindungs- Symbiosetraumata entstehen aus dem Kontakt eines Kindes mit traumatisierten Eltern.

Ein Bindungstrauma entsteht, wenn ein Mensch in dem Bindungssystem, in dem er lebt, zurückgewiesen und abgelehnt wird. Dies kann auch als Mobbing in einer Schulklasse oder am Arbeitsplatz geschehen.

Die Auslöser für Traumata sind vielschichtig und umfassen Identitätsprobleme, emotionale Instabilität, Suchtmittelkonsum und süchtige Verhaltensweisen, Verlassenheitsängste und vor allem Beziehungsprobleme.

Nach Ruppert liegt ein Trauma vor, wenn nach einem Erlebnis eine dauerhafte Spaltung in der Psyche eines Menschen zu beobachten ist. Ruppert unterscheidet vier Arten von Traumata:

 

Existenz-Trauma

Ein Existenz-Trauma entsteht durch eine lebensbedrohliche Situation, in der ein Mensch sich der potentiellen Vernichtung der eigenen Existenz hilflos ausgeliefert erlebt. Das hervorstechenste Symptom bei dieser Trauma- Art ist die Todesangst, die sich u.a. in Panikattacken zeigen kann.

 

Verlust-Trauma

Ein Verlust-Trauma entsteht bei Verlust oder Trennung von Personen, zu denen eine seelische Bindung besteht. Das schwerwiegendste Verlusttrauma ist der Tod der Mutter für ein Kind bis zum Alter von etwa 18 Jahren oder der Tod eines kleinen Kindes für seine Mutter. Das deutlichste Merkmal für Verlusttraumata sind Depressionen.

 

Bindungstrauma / Symbiosetrauma

Als besondere Form des Bindungstraumas hat Ruppert (2010) den Begriff des Symbiosetraumas geprägt.

Er sieht darin das Ur-Trauma eines Menschen, das durch die Frustration der kindlichen Bedürfnisse nach Körperkontakt, Nahrung, Liebe, Zugehörigkeit, emotionale Zuwendung oder emotionalen Halt entsteht.

Das Kind erlebt aufgrund seiner existenziellen Abhängigkeit von seinen primären Bindungspersonen, also in erster Linie von seiner Mutter, Todesangst und Verzweiflung, die sich später in einer Tendenz zu Selbstaufgabe und extremem Rückzug äußern.

Nach Ruppert gehen Formen der unsicheren Bindungen, Bindungsstile* nach Bowlby und Ainsworth vor allem auf Symbiosetraumata zurück.

Symbiosetraumata entstehen aus dem Kontakt eines Kindes mit traumatisierten Eltern.

 

Bindungssystemtrauma

Ein Bindungssystemtrauma entsteht, wenn durch schwerwiegende Vorfälle in einem System von Bindungsbeziehungen das gesamte System traumatisiert wird.

Dies ist zum Beispiel der Fall bei einem Mord oder schweren Gewalttaten, einer Vergewaltigung oder Inzest innerhalb einer Familie.

Grundlage für die Entstehung eines Bindungssystemtraumas ist in der Regel, dass sich zwei bindungstraumatisierte Menschen zu einem Paar zusammenfinden.

Das Hauptmerkmal des Bindungssystemtraumas ist die Täter-Opfer-Spaltung bei den beteiligten Personen. Jeder trägt dann irgendwann Täter- und Opferstrukturen in sich.

Auf der Symptomebene können sich Bindungssystemtraumata auch in Psychosen und Schizophrenien ausdrücken.

 
 

Literatur

Bowlby, J. (1953/1995). Mutterliebe und kindliche Entwicklung, Ainsworth Salter M. D.
Ruppert, F. ( 2007). Seelische Spaltung und innere Heilung. Stuttgart: Klett-Cotta
Rupper, F. (2010). Symbiose und Autonomie. Symbiosetrauma und Liebe jenseits von Verstrickungen. Stuttgart: Klett-Cotta
Ruppert, F. (2012).Trauma, Angst und Liebe. Unterwegs zu gesunder Eigenständigkeit. München: Kösel
Heller, L. LaPierre, A. (2012) Entwicklungstrauma heilen. München: Kösel